19. / 20. Sept. 2015, Wuppertal Elberfeld + 26. Sept.

Rückrufaktionen

Ist Genuss ein Muss?

Wir sind frei und emanzipiert. Wir dürfen genießen. Dahinter steht: Wir sind zur Freiheit verurteilt. „Genieße!“ ist ein Befehl. Zwischen Selbstverwirklichung und Konsum arbeiten wir an der Aufgabe, unser Leben zu genießen. Dabei ergeben sich Fragen und Probleme: Was meint Genießen im neoliberalen Diskurs, was in seiner Kritik? Wie sind Subjekt und Objekt des Genießens zu denken? In welcher Form begegnet uns das schlechte Gewissen, wenn wir doch selbst unser Genießen optimieren können – um beispielsweise nicht einfach gut, sondern bewusst, vegan etc. zu essen? Wie verhalten sich Genuss und Lust zueinander? Wie verhält es sich mit ihren ‚Essenzen’: es gibt Bier ohne Alkohol, Schokolade ohne Fett, Zigaretten ohne Teer und Sex ohne Verpflichtungen.

Doch fast noch komplizierter wird es, wenn wir versuchen, auf Konsumgüter zu verzichten und Genuss im Entdecken unseres „wahren Selbst“, dem richtigen Partner oder einem erfüllten Liebesleben zu finden. Denn auch hier greift jener Imperativ, der sagt: „Genieße!“ Wir wollen miteinander darüber sprechen, was es heißt, wenn in Zigarettenwerbung nicht geraucht wird, Christian Grey unscheinbaren Studentinnen auf seine Weise zur sexuellen Befreiung verhilft und Yogastudios uns durch qualitativ hochwertige „Auszeiten“ mit unserem stressigen Alltag versöhnen wollen. Auf diese Weise möchten wir das „Genießen“ problematisieren und auf eine ihm eigene, konstitutive Unmöglichkeit hin befragen.

Die Gruppe wird geleitet von Luisa Banki und Alexander Wagner

Luisa Banki, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Allgemeinen Literaturwissenschaft/Neueren deutschen Literaturgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal

Alexander Wagner, geboren in Hoyerswerda, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal. Studium der Germanistik und Philosophie. Forschungsschwerpunkte: Wissensgeschichte, Populärkultur, Kultursemiotik, Mediengeschichte.