19. / 20. Sept. 2015, Wuppertal Elberfeld + 26. Sept.

Rückrufaktionen

Bist Du „Deutschland“?

„Du bist Deutschland!“ verkündete eine breite Medienkampagne im Jahr 2005 mit dem Ziel, ein positives deutsches Nationalgefühl zu stärken – und somit eine „neue“ deutsche Nationalidentität zu etablieren. Die Saat scheint aufzugehen: schon bei der Fußball-WM 2006 konnten Viele ihr „neues“ Deutschsein ausgelassen feiern. Spätestens seit der Zuspitzung der Euro-Krise und den zunehmenden Engpässen bei der Flüchtlingsunterbringung kann man nun auch die Schattenseiten dieser Identitätskonstruktion erkennen.

Denn was heißt es eigentlich, „Deutschland“ zu sein? Wer gehört dazu – und wer nicht? Und sind „wir“ wirklich alle gleichermaßen „Deutschland“? In der Medienkampagne von 2005 heißt es beispielsweise: „Warum feuerst du deine Mannschaft im Stadion an?“ und „Wieso schwenkst du Fahnen, während Schumacher seine Runden dreht?“ – doch was, wenn man gar nicht gerne ins Stadion geht oder noch nicht einmal eine Fahne besitzt? Und was, wenn man zwar gerne die deutsche Fahne schwenkt – aber aufgrund seiner Herkunft abgeschoben wird?

Im Workshop werden wir uns mit gängigen Theorien aus Soziologie, Politik- und Kulturwissenschaft beschäftigen, um die Prozesse kollektiver Identitätsbildung und ihre politischen Konsequenzen zu verstehen. Mit Hilfe einer gemeinsamen Medienanalyse werden wir außerdem diese Theorien ganz konkret auf aktuelle politische Debatten anwenden. Ziel des Workshops ist es, die Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit von nationaler Identifikation zu hinterfragen und alternative oder ergänzende Identitätsräume zu entdecken und zu diskutieren.

Die Gruppe wird geleitet von Lukas Preuß

Lukas Preuß, geboren 1986. Studium der Anglistik/Amerikanistik, Mathematik und Geschichte. Seit 2011 Doktorand in der Anglistik/Amerikanistik an der Bergischen Universität Wuppertal. Forschungsschwerpunkte vor allem post-strukturalistische Diskurs- und Identitätstheorie sowie kulturelle Identitätskonstruktionen in den Vereinigten Staaten von Amerika, insbesondere im Bezug auf die sozio-politischen Kategorien Rasse, Klasse und Nation.