Die (Un)Möglichkeit der Liebe
Was ist aus der romantischen Idee der Liebe geworden? Sie ist tot, oder zumindest im Sterben begriffen, so heißt es; zerrieben und ausgezehrt zwischen Dating-Portalen und Kosten-Nutzenkalkülen, geprägt von der Tauschlogik des Wirtschaftslebens in der spätkapitalistischen Moderne. Liebende und Verliebte, so die soziologische Analyse, agieren zunehmend wie Geschäftsleute, ihre Sehnsüchte deuten sie als Zukunftsinvestitionen aus.
Ist die Beziehung zwischen Liebe und Kapitalismus tatsächlich so einfach strukturiert, wie uns die soziologische Analyse Glauben macht? Ist die Liebeserfahrung zusammen mit den gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft einfach obsolet geworden? Oder greift der soziologische Realismus nicht immer schon zu kurz, wenn es um die Sache der Liebe geht? Ist es nicht vielmehr erstaunlich, von der Vereinigungskraft der Liebe wie einer festen Gegebenheit auszugehen und ihre Abwesenheit zu bedauern? Handelt es sich doch um eine metaphysische Idee par excellence; eine Idee also, die schon per definitionem im Realen fehlt und als solche sich ihm entgegensetzt. Wir wollen dieser Spur in Texten von Marguerite Duras und Maurice Blanchot nachgehen. Ihre Arbeit gibt Zeugnis ab, von dem Versuch, die Liebe unter der Prämisse ihrer Hinfälligkeit/Unmöglichkeit zu denken. Es geht im Workshop um eine philosophische Reflexion der Liebe nach dem Ende der Liebe, die der Liebe ihre ganze Heftigkeit und Sprödigkeit lässt und sie als ‚Teilung des Verlusts‘ zu denken gibt.
ACHTUNG: Der Workshop zur LIEBE beginnt am 19. September erst am Nachmittag (14 Uhr).
Die Gruppe wird geleitet von Rita Casale und Martina Lütke-Harmann
Rita Casale, geboren 1968, ist eine italienisch-deutsche Philosophin und Professorin für Erziehungswissenschaft und Theorien der Bildung an der Bergischen Universität Wuppertal. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Bildungsphilosophie, feministische Theorie und historische Geschlechterforschung, sowie die Sozial- und Kulturgeschichte der Pädagogik in der europäischen Moderne.
Martina Lütke-Harmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der AG „wohlfahrtsstaatliche Transformation“ am Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der Universität Duisburg-Essen. Ihre Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle zwischen wohlfahrtsstaatlicher Transformationsforschung, politischer Philosophie und Bildungstheorie.